Veranstaltung: | Gocher Wahlprogramm zur Kommunalwahl |
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Antragsteller*in: | Wahlprogramm-AG (dort beschlossen am: 21.06.2020) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 24.06.2020, 01:08 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A1NEU5: Wahlprogramm
Text
Soziales
Armut ist für immer mehr Menschen in unserer Stadt leider nicht nur ein
abstrakter Begriff, sondern gelebte Realität. Zu allem Übel setzt vielen
Mitbürgern die momentane Krise auch noch besonders zu.
Soziale Ungleichheiten werden größer und die Schere zwischen Arm und Reich
öffnet sich weiter. Insbesondere Frauen, Geringqualifizierte, Alleinerziehende,
chronisch Kranke und Menschen mit Migrationsgeschichte, aber zunehmend auch
Selbstständige und Senior*innen sind von Armut betroffen. Diese Menschen, die
oft im Niedriglohnsektor arbeiten oder arbeitslos sind, leiden dabei häufig
unter sozialer Ausgrenzung und an geringen Teilhabechancen. Fehl- und
Mangelernährung sowie Krankheiten sind im Vergleich zur übrigen Bevölkerung
überproportional vertreten. Gerade auch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie
zeigen uns auf, dass Armut als gesellschaftliches Problem verstanden werden muss
und nicht als ein selbstverschuldetes. Wir wollen und müssen diesen Menschen
Perspektiven bieten, um ihnen die Rückkehr in ein finanziell unabhängiges Leben
zu ermöglichen.
Wir GRÜNE in Goch setzen uns dabei für einen würdevollen Umgang mit Menschen
ein, die unsere Hilfe benötigen. Wir wollen die örtlichen
Unterstützungsnetzwerke wie zum Beispiel Arche, Tafel und die
Frauenberatungsstelle Impuls fördern.
Wir machen uns besonders stark für ein gutes Miteinander von Amt und Ehrenamt.
Gemäß unseren Idealen ist es uns ein Anliegen, ein breites soziales Beratungs-,
Hilfe- und Unterstützungsnetzwerk in unserer Stadt zu haben. Mit einem System
der wertschätzenden und sensiblen Beratung vor Ort möchten wir sowohl vorsorgend
und unterstützend im Bedarfsfall als auch nachsorgend die Hilfesuchenden
begleiten. Wichtig ist es uns, dass die verschiedenen ehren- und hauptamtlichen
Bereiche in guter Kommunikation und Kooperation stehen.
Unterstützung von Familien muss zum Beispiel von Anfang an erfolgen. Das heißt
mitunter schon vor der Geburt eines neuen Familienmitglieds. Ein Meilenstein
dabei ist das in Goch installierte Netzwerk “Frühe Hilfen”. Hier ist es uns ein
großes Anliegen, dass dieses Netzwerk weiter ausgebaut wird, um gute Begleitung
und Unterstützung für Familien geben zu können.
Zahlreiche Bürger*innen tragen durch ihr ehrenamtliches Engagement das soziale
und kulturelle Leben in Goch. Anerkennung für diesen wichtigen
gesellschaftlichen Beitrag bringt die Ehrenamtskarte NRW zum Ausdruck. Anregen
möchten wir, dass sich auch die Stadt und Gocher Unternehmen und Betriebe sich
an diesem Modell beteiligen. Ehrenamt schafft Verbindung und verdient
Anerkennung.
Gesellschaft
In den letzten Jahren konnten wir feststellen, dass Risse in der Gesellschaft
immer größer werden und rassistische sowie rechtspopulistische Tendenzen sich in
beunruhigendem Maße verbreiten.
Die Stadt Goch ist die Heimat von Menschen mit vielen verschiedenen Wurzeln und
Hintergründen. Allzu oft vergessen wir dies in unserem Alltagshandeln und folgen
Mustern, die Ausgrenzung und Diskriminierung bewirken. Diesem rassistischen
Handeln wollen wir entschieden entgegenwirken. Besonders öffentliche
Institutionen und Handlungsträger müssen sich hier ihrer Verantwortung bewusst
sein.
Wir GRÜNE in Goch setzen uns für eine selbstverständlich gelebte Vielfalt der
Kulturen und die Schaffung von Begegnungsorten ein. Unterstützen möchten wir
dabei Veranstaltungen, die den kulturellen Austausch fördern. Gemeinsam Hobbies
ausüben, zusammen Handwerken, Fahrradkurse, die Verbindung schaffen sowie
Fahrrad(kul)touren, die speziell Familien mit Migrationshintergrund ansprechen,
sind hier für uns ein erster Schritt.
Auch rechtsextremer Terrorismus hat beängstigend zugenommen und viel zu oft sein
abscheuliches Gesicht in unserem Land gezeigt. Dem wollen wir vorbeugen, indem
wir Projekte gegen Rechstextremismus unterstützen und jeder Form der Ausgrenzung
und Diffamierung entgegentreten.
Für uns GRÜNE hat Menschenwürde höchste Priorität. Gerade deshalb ist es für uns
ein besonders wichtiges Anliegen, den Menschen in Goch einen würdevollen
Ruhestand zu ermöglichen.
Ein alleiniger Ausbau von Altenheimen ist für uns keine Lösung. Hier leben die
Menschen oft isoliert und eine Teilhabe am sozialen Leben der Stadt ist nur
schwer möglich. Wir wollen deshalb alternative Wohnmodelle fördern, die die
Generationenbarriere überwinden und Jung und Alt zusammenbringen.
Gesellschaftliche Solidarität von Rutsche bis Rollator, die Spaltungen
überwindet, ist unser Ziel. Gute Strukturen, die sich durch die Corana-Pandemie
entwickelt und bewährt haben, sollen hier aufgegriffen und weiterentwickelt
werden.
Gesellschaftliche Verantwortung darf auch vor der Wirtschaft und dem Konsum
keinen Halt machen. Als Stadt des globalen Nordens hat auch Goch seinen Teil zu
einer gerechteren Wohlstandsverteilung beizutragen. Die Schaffung einer
„Fairtrade-Town“, in der öffentliche Einrichtungen vor allem auf fair-gehandelte
Produkte setzen und in der auch die Zivilgesellschaft motiviert wird,
entsprechend zu handeln, ist dazu ein wichtiger Schritt. Eine Zusammenarbeit mit
Kirchen und Vereinen diesbezüglich, möchten wir unterstützen.
Von Tag zu Tag wird die Flüchtlingssituation an den Außengrenzen Europas
unmenschlicher und erschreckender. Die Menschen hausen in unzureichenden
Unterkünften und die hygienischen Zustände sind grauenhaft. Für uns ist klar:
Hier muss gehandelt werden! Wir GRÜNE wollen aus Goch einen sicheren Hafen im
Einklang mit den Forderungen der SEEBRÜCKE machen. Wir haben Platz und möchten
diesen den Familien zur Verfügung stellen, die mehr durchmachen mussten, als man
Menschen zumuten kann!
Digitales & Bürger*innenbeteiligung
Die Digitalisierung schreitet weiter voran und die Stadt Goch muss mit der
Entwicklung Schritt halten. Genauso wichtig wie eine gute Anbindung an das
Straßen- und Stromnetz ist es heute, einen guten Internetanschluss zu haben. Für
uns GRÜNE hat es deshalb Priorität, den Glasfaserausbau im kompletten
Stadtgebiet zu fördern. Genauso wichtig ist die Einrichtung öffentlicher WLAN-
Netze an zentralen Gebäuden und Plätzen der Stadt.
Aber nicht nur das Stadtgebiet, sondern auch die Stadtverwaltung selbst braucht
einen Ausbau der digitalen Infrastruktur.
Wir GRÜNE setzen uns deshalb für die Einrichtung eines digitalen Bürgerbüros
ein. Dies würde Bürger*innen viele mühselige und zeitaufwendige Behördengänge
ersparen, die sie besser bequem von Zuhause aus erledigen könnten.
Während für viele Menschen die digitale Welt bereits Alltag ist, gibt es bei
vielen einen Mangel an Kenntnissen in diesem Bereich. Als freier und
demokratischer Raum muss das Internet allen Menschen offenstehen! Deshalb setzen
wir uns für eine Förderung der digitalen Alphabetisierung ein. Gerade in diesem
Bereich sehen wir eine gute Möglichkeit zu einem gewinnbringenden Austausch
zwischen Jung und Alt.
Als basisdemokratische Partei ist uns die direkte Einbeziehung von Bürgerinnen
und Bürgern in den politischen Alltag ein wichtiges Anliegen. Wir GRÜNE wollen
deshalb mehr Beteiligung durch das Einrichten eines Bürgerhaushaltes. Hier
können Gelder und ihre Verwendungszwecke direkt durch Mitwirkung bestimmt
werden.
Aber nicht nur die Bürger*innen an sich, auch ganz besonders die Jugend muss
eine bessere und direktere politische Vertretung erfahren. Deshalb fordern wir
die Einrichtung eines Kinder- und Jugendparlamentes.
Es wird durch alle gewählt wird, die bei der Kommunalwahl noch nicht
wahlberechtigt sind und mindestens die zweite Klasse vollendet haben. Das Kinder
und Jugendparlament verfügt über einen eigenen Haushalt und wird bei allen
Fragen, die Kinder und Jugendliche betreffen, zu Rate gezogen. Gerade in Zeiten
der Klimakatastrophe ist es wichtig, jungen Leuten eine Stimme zu geben. Sie
sind es, die mit den Auswirkungen der heutigen politischen Entscheidungen am
längsten leben müssen.
Bildung:
Kindertagesstätten
Gleiche Bildung für alle und zwar von klein auf, dafür setzen wir GRÜNE uns ein.
Dazu bedarf es personell gut aufgestellter Einrichtungen, damit über eine gute
individuelle Betreuung hinaus eine sinnvolle und umsichtige Begleitung der
Sorgeberechtigten stattfinden kann. Dann bleibt auch mehr Zeit und Raum für
Fortbildung und Innovation in Kindertagesstätten.
Frühkindliche Bildung ist immer auch Beziehungsarbeit und kann nur da gelingen,
wo nicht am Personal gespart wird. So kann der Schwerpunkt Kindeswohl gut im
Blick bleiben und es bleibt Zeit und Raum für die Ausgestaltung einer
nachhaltigen und zukunftsfähigen Bildung.
Wir wollen, dass die Einrichtungen integrativ und inklusiv arbeiten. Bereits von
klein auf erlebte Vielfalt ist eine gute Investition in die Zukunft. Sie legt
die Basis gegen Tendenzen von Ausgrenzung, Mobbing und Rassismus in unserer
Gesellschaft.
Wir setzen uns dafür ein, dass in Kindertagesstätten erforderliche
Therapieangebote sowohl logopädischer als auch ergotherapeutischer oder
physiotherapeutischer Art in den Einrichtungen erfolgen und so Familien
entlasten. Sprachkurse für Kinder von Migrant*innen sollen ebenfalls fester
Bestandteil des Einrichtungsprogramms werden. Entsprechende Räumlichkeiten
müssen bei zukünftigen Planungen berücksichtigt werden.
Das erweiterte Raumangebot bietet ebenso wie der bessere Personalschlüssel dann
auch die Chance, bei pandemischen Lagen flexiblere Betreuungsmodelle anzubieten.
Besonders für viele Alleinerziehende ist es wichtig, dass Betreuungszeiten in
Kindertagesstätten ausgeweitet werden. Eine Erweiterung der Betreuungszeiten ist
deshalb erforderlich.
Uns Gocher GRÜNEN liegt die Gesundheit und damit die Ernährung in den
Kindertagesstätten am Herzen. Wir unterstützen den Einbau von Frischkochküchen.
Frische, vielfältige Kost aus regionalem und biologischem Anbau fördert das
Ernährungsbewusstsein und legt den Grundstein für eine gesunde Ernährung.
Vegetarische Kost sollte nicht eine Ausnahme sein, sondern mehrmals in der Woche
die Regel. Die Einrichtung von Trinkwasserspendern muss obligatorisch sein.
Ab August 2020 wird es ein zweites beitragsfreies Jahr im Kindergarten geben.
Weitere Jahre sind noch beitragspflichtig. Hier erhebt die Stadt Goch sozial
gestaffelte Beiträge. Unser Ziel ist es, um wirkliche Chancengleichheit im
Bereich der Bildung durchzusetzen, perspektivisch auf Beiträge zu verzichten.
Sollte dies ad hoc nicht umsetzbar sein, so sprechen wir uns für eine
Reduzierung, pauschal und nicht prozentual, aus.
Schulen
Gute Schulbildung ermöglicht, dass junge Menschen, ihr Potential entfalten
können. Dies kann da besonders gut gelingen, wo Schule nicht nur Lernort,
sondern auch Lebensort ist. Daher befürworten wir den gebundenen Ganztag. Wir
setzen uns für integrative Schulen ein, in denen man miteinander und voneinander
lernt, wo das Anders-Sein zur Normalität wird und Toleranz dem Hass zuvorkommt.
Wir müssen bei der Bildung der jungen Menschen beginnen, damit es gelingen kann,
dass wir alle in einer friedlichen, gerechten und nachhaltigen Welt leben
können.
Darum muss der Bildung vor Ort angemessen Raum und Ausstattung gegeben werden.
Dies ist Aufgabe der Kommune. Wir setzen uns für eine vorausschauende, in enger
Zusammenarbeit mit den Schulen stattfindende, Erfassung der Bedürfnisse ein. Wir
wollen weiterhin Investitionsstau beseitigen und der Bildung Priorität
einräumen.
Besonders möchten wir die Schulen unterstützen, die sich mutig auf den Weg
machen, sich den Forderungen der Bildung im 21. Jahrhundert zu stellen. Dazu
gehört sowohl eine Priorisierung der Bildung für Nachhaltige Entwicklung, um die
UN-Nachhaltigkeitsziele umzusetzen als auch die Schaffung einer digitalen
Lernumgebung. Hier gilt es, die Bedürfnisse der Schulen abzufragen und die
erforderlichen Mittel bereitzustellen. Denn gerade jetzt wird deutlich, dass wir
bei den digitalen Bildungsmöglichkeiten kein Kind abhängen dürfen.
Wir fordern Bildungsgerechtigkeit für jedes Kind, unabhängig vom ökonomischen
Hintergrund, dem Geschlecht, der Herkunft oder sexuellen Identität.
Bildungsgerechtigkeit im Blick zu haben heißt zum Beispiel, genau hinzuschauen,
dass im Rahmen der Digitalisierung jedes Kind ein digitales Arbeitsgerät zur
Verfügung hat und auch die Möglichkeit am Ort gegeben ist, dass dieses Angebot
genutzt werden kann.
Weiterhin brauchen wir, damit der digitale Wandel Realität wird, in allen
Schulen ausgebildetes Personal, welches für die Wartung, Instandsetzung und
Erneuerung der Hard- und Software sowie für die Sicherheitsaspekte zuständig
ist. So kann zeitnah auf Störungen und neue Entwicklungen reagiert werden kann.
Über die technischen Veränderungen dieser Zeit hinaus, ist es aber genauso
wichtig, dass Kindern die Möglichkeit gegeben wird, ohne Ängste und
Benachteiligungen heranzuwachsen. Darum setzen wir auf einen Ausbau der
Schulsozialarbeit. Für alle Gocher Schulen fordern wir eine ausreichende Anzahl
an Schulsozialarbeiter*innen, damit Schüler*innen in ihrer Persönlichkeit
gestärkt werden und durch Hilfeangebote Bildungsgerechtigkeit umgesetzt wird.
Die bewusst-gesunde und nachhaltige Ernährung, die in den Kindertagesstätten
schon angelegt ist, soll in den Gocher Schulen weitergeführt werden. Eine
Installierung von Trinkwasserspendern muss obligatorisch sein.
Jugendarbeit:
Wir unterstützen Jugendarbeit in Goch. Eine ausreichende personelle und
finanzielle Ausstattung ist Voraussetzung, damit Kinder und Jugendliche mit
einem breitgefächerten Angebot erreicht, unterstützt und begeistert werden
können.
Wichtig sind uns Angebote, die ein offenes Miteinander aller Menschen egal
welchen ökonomischen Stands, welcher Religion oder welcher sexuellen Identität
fördern. So wie Erwachsene sich selber überprüfen müssen, wo sie privat oder
institutionalisiert Ausgrenzung betreiben, müssen auch der nachwachsenden
Generation Hilfen an die Hand gegeben werden, damit alte Ausgrenzungsmuster
nicht übernommen werden.
Eine gute Vernetzung aller an Jugendarbeit Beteiligter, gerade auch mit Vereinen
und Ehrenamt, ist unerlässlich, damit im Bedarfsfall schnell Kinder, Jugendliche
und ihre Familien Unterstützung erfahren.
Verkehr:
Autoverkehr erzeugt klimaschädliche Emissionen, verursacht gesundheitliche
Schäden und wirkt sich negativ auf die Attraktivität unserer Stadt aus.
Wir setzen uns hier in Goch ein für eine autofreie Innenstadt, Tempo 30 in der
Stadt sowie für mehr Raum für Fußgänger- und Radfahrer*innen ein.
Auch in unserer Gemeinde muss der Mobilitätswandel vollzogen werden, denn es
gibt den gesellschaftlichen Wunsch nach mehr umweltfreundlichen Angeboten.
Mobilitätswandel heißt in Goch für uns:
Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs
Mit Semesterticket, Schokoticket, Sozial-Ticket und dem neu eingeführten Azubi-
Ticket gibt es in Goch so viele Menschen mit einem Abonnement für den
öffentlichen Personennahverkehr wie noch nie. Durch die Zunahme der
Einwohner*innen wird sich diese Zahl absolut noch erhöhen.
Daher ist es uns ein Anliegen, dass wir im Ort regelmäßige verlässliche
Verbindungen und abgestimmte gesicherte Umstiege an Knotenpunkten haben. Die
Fahrzeuge selber sollen mit kostenlosem WLAN ausgestattet sein.
Die Anrufsammeltaxis möchten wir erweitern, sowie die Abfahrtszeiten
transparenter an Haltestellen und im Internet festhalten. Damit verbunden,
möchten wir außerdem eine App einführen, mit der man Anrufsammeltaxis
unkompliziert bestellen kann.
Angebunden an den RE 10 werden wir unseren Einfluss nutzen und sprechen uns für
einen zweigleisigen Ausbau aus. Das reduziert die Störanfälligkeit der Linie und
lässt auch einen Ausblick auf eine Verdopplung des Taktes sowie eine
abwechselnde Anfahrt nach Düsseldorf und nach Essen zu. In diesem Zusammenhang
sehen wir auch die Notwendigkeit einer Überprüfung der Reaktivierung des
Pfalzdorfer Bahnhofs.
In Anbetracht unserer Grenznähe wünschen wir uns eine grenzüberschreitende
Verlängerung der Buslinie Boxmeer-Siebengewald bis hin nach Goch.
Um ein attraktives ÖPNV-Konzept auf den Weg zu bringen, wollen wir uns, ähnlich
wie beim Radverkehr, extern beraten lassen, damit wir ein für Goch passendes
ÖPNV-Modell bekommen, das mit Bürgerbeteiligung entwickelt wird und die
Bedürfnisse der Gocher Bevölkerung abdeckt.
Das Sozialticket muss ein soziales bleiben und darf in seinem Anschaffungspreis
nicht über dem Bedarfsregelsatz für Mobilität liegen.
Priorisierung des Radverkehrs
Wir fordern mehr Raum für Radfahrer- und Fußgänger*innen. Verkehrswende bedeutet
für uns eine Abkehr vom Auto als Maß aller Dinge im Bereich der Verkehrsplanung.
Mit der Auftragsvergabe für ein Radwegekonzept hat die Stadt Goch einen ersten
Schritt unternommen, den Radverkehr in Goch gut aufzustellen. Hier ist es uns
wichtig, dass das Radwegekonzept nicht nur allein für sich betrachtet wird,
sondern die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer*innen, insbesondere auch die
der Fußgänger*innen, berücksichtigt werden.
Wir setzen uns für einen Ausbau von Radschnellwegen zwischen den Kommunen ein
und auch auch für den Ausbau und Unterhalt touristisch bedeutsamer Strecken,wie
zum Beispiel den Ausbau an der Boxteler Bahn.
Carsharing
Ein weiterer Punkt, um auch Mobilität ohne eigenen Autobesitz sicherzustellen,
ist der Auf- und Ausbau von Carsharing Modellen. Die Stadtwerke haben einen
ersten Schritt mit “Goch ´n’ Roll” getan. Dies ist aber nur ein Anfang. Gerade
in einer Kleinstadt wie Goch, gelegen im ländlichen Raum, wollen wir die
Verkehrswende voranbringen, indem wir uns für appbasierte Carsharingsyteme stark
machen. Dies ist ein weiterer Baustein zusammen mit einem starken ÖPNV und einem
guten Radwegekonzept für eine klimapolitische Verkehrswende in Goch.
Natur / Umweltschutz / Klimaschutz
Auch bei uns in Goch ist der Klimawandel angekommen. Wir müssen viele kleine und
große Schritte leisten, um seinen Auswirkungen entgegenzutreten. Bäume in der
Stadt sorgen für ein gutes Klima vor Ort und darüber hinaus. Sie regeln die
Temperatur, spenden Schatten, filtern die Luft, machen unsere Städte schöner.
Der Schutz von bestehenden Bäumen muss durch eine Baumordnung gesichert werden.
Bei Neu- oder bei Überplanung bestehender Straßen müssen Bäume und Begrünung
stärker berücksichtigt werden.
Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien ist die Anpflanzung von Wald eine
wirksame Maßnahme gegen den Klimawandel. Die Bedeutung des Waldes für das Klima
auf der Erde ist unbestritten. Projekte wie Geburtenwald, Bürgerwald, Friedwald,
Baumpaten etc. wollen wir vorantreiben. Geeignete städtische Flächen sind wieder
durch strukturreiche, klimastabile und ökologisch hochwertige Waldökosysteme zu
bewalden.
Die Stadt Goch verfügt über eigene Brunnen, um uns mit Trinkwasser zu versorgen,
die aus ergiebigen Grundwasservorkommen gefördert werden. Leider sind die oberen
Schichten des Grundwassers bereits stark mit Nitrat belastet. Daher müssen alle
Anstrengungen unternommen werden, die Eintragung von Nitrat zu reduzieren.
Wir GRÜNE fordern, dass in sämtlichen Pachtverträgen für stadteigene
landwirtschaftliche Grundstücke das Ausbringen von Kunstdünger und Gülle
untersagt wird.
Wir GRÜNE fordern den Verzicht von Glyphosat auf allen städtischen Flächen.
Das Gocher Stadtgebiet hat bereits viele Kies- und Sandwerke. Auf riesigen
Flächen wird die schützende Bodenschicht abgetragen. Die dort lebende Mikrofauna
in der belebten Bodenschicht, aber auch im Grundwasser selber wird entfernt. Die
Mikrofauna ist der eigentlich kostenlose Filter für das Grundwasser. Wir setzen
uns daher dafür ein, dass keine neuen Flächen zum Auskiesen freigegeben werden!
Bereits ausgekieste Flächen müssen renaturiert werden! Diese renaturierten
Flächen müssen entweder der Natur zurückgegeben, zu einer schonenden
touristischen Nutzung bzw. zur Naherholung ausgewiesen werden.
Der Flächenverbrauch muss gestoppt werden. Wertvolles Ackerland gilt es zu
erhalten und wo möglich wollen wir Flächen wieder entsiegeln. Dringend
benötigter Wohnraum muss durch Verdichtung der Innenstadt und Dorfkerne
geschaffen werden.
Alte und neue Siedlungen sind zu durchgrünen. Grüne Dächer, Fassaden und Bäume
wirken sich günstig auf das Stadtklima aus. In Bebauungsgebieten muss das
Versiegeln, u. a. durch Schottergärten untersagt und dies auch durchgesetzt
werden. Kreative Ansätze zur Entsiegelung wollen wir fördern.
Um die Gocher Bürger*innen in ihren Bemühungen um energetisches Bauen und
Renovieren sowie artenschutzfördernde Maßnahmen zu bestärken, fordern wir die
Einführung des Projekts „Grüne Hausnummer“.
Ausgleichsmaßnahmen für das Versiegeln von Flächen sollten grundsätzlich
innerhalb der Stadt Goch geschaffen werden. Bisher sind die stadteigenen
Vorgänge in diesem Bereich undurchsichtig und intransparent. Das wollen wir
GRÜNEN ändern!
Wir haben in Goch starke, moderne und bereits gut aufgestellte Stadtwerke. Dies
gibt uns die Möglichkeit, Vorreiter bei Zukunftstechnologien zu werden. Die
Energieerzeugung und Speicherung muss weiter auf CO2-neutrale Energiequellen
ausgerichtet werden. Der Verbrauch von fossilem Erdgas muss reduziert werden.
Für die Zukunft bedeutsam ist unter anderem die Wasserstofftechnologie. Vorbild
dafür können bereits in der Praxis befindliche Projekte sein, die auf Erzeugung
von eigenem Wasserstoff als Erdgasersatz setzen.
Die Erzeugung von Wasserstoff ist sehr energieintensiv. Deshalb gilt für uns
GRÜNE, dass Wasserstoff nur mit erneuerbaren Energien erzeugt werden darf.
Die dezentrale Energieversorgung liegt uns weiterhin am Herzen. Gefördert werden
sollten besonders Windkraft, Solarthermie und Photovoltaik.
Die Stadt Goch hat eine einzigartige Lage an der Niers. Dies sehen wir als große
Chance, um den Tourismus, die Umwelt und den Artenschutz zu fördern. Wir möchten
erreichen, dass die Stadt Goch aktiv an den Niersverband herantritt und diesen
zu mehr Renaturierung im Stadtgebiet anregt. Als Vorbild dienen die bereits
renaturierten Gebiete im Ortsteil Kessel.
Stadtentwicklung
Mit den Diskussionen um Klosterplatz, Stadtpark und Hotelbau sind wichtige
Punkte einer zukünftigen Stadtentwicklung von Goch benannt.
Wir Grünen setzen uns für ein Gesamtkonzept der Gocher Stadtentwicklung ein.
Dieses muss in den Blick nehmen, wie der Stadtteil Neuseeland gut an die
Innenstadt angebunden werden kann. Eine Überbauung des Aldi-Geländes muss im
Konzept berücksichtigt werden.
Weiterhin ist die zukunftsfähige Weiterentwicklung des Radwegekonzepts
unverzichtbar. Dazu gehört die Entwicklung von Fahrradvorrangstraßen ebenso wie
die Erneuerung des Nierswanderwegs. Die Überplanung des Stadtparks und die
Neugestaltung des autofreien Marktplatzes sind wichtige Bestandteile des
Gesamtkonzeptes. Vorbild für die Gesamtentwicklung könnte die Landesgartenschau
2023 in der Stadt Höxter sein.
Wohnen ist ein Menschenrecht. Doch bezahlbarer Wohnraum ist auch in Goch
Mangelware. Wir brauchen mehr Sozialen Wohnungsbau und setzen uns für die
Schaffung bezahlbarer Wohnungen für alle Bürger*innen ein. Zukünftiges Wohnen
heißt für uns Leben in guten Quartieren, wo generationsübergreifende Modelle mit
starken Hausgemeinschaften, Pflegewohngruppen und Wohngemeinschaften geschaffen
werden. Genauso wichtig ist das Mehrgenerationenwohnen bzw. „Wohnen mit
Versorgungssicherheit“ in den eigenen “Vier Wänden”. Ein lebenslanges
selbstbestimmtes Leben kann durch gute Unterstützungssysteme auch im eigenen
Viertel gelingen. Bauliche Voraussetzungen müssen hierfür umgesetzt werden.
Für die jungen Bürger werden wir uns für den Erhalt von Spiel- und Bolzplätzen,
einsetzen, auch dies sind Zukunftsinvestitionen.
Das Miteinander soll im Vordergrund stehen. Das heißt, dass wir Begegnungsräume
und Plätze für den Austausch im Viertel brauchen. Bürgerbüros sollen dann vor
Ort der Teilhabe und dem Vernetzen dienen.
Wir Grüne in Goch setzen uns dafür ein, dass die Dinge des Alltags im Viertel
fußläufig oder mit dem ÖPNV zu erreichen sind. Denn auch das zeichnet Grünes
Wohnen aus. Daher machen wir uns stark für eine angemessene ärztliche
Versorgung. Für den Verbleib und die Gewinnung von Fach- und Hausärzten sind
gute Voraussetzungen zu schaffen. Darüber hinaus sind wir uns für den Erhalt des
Gocher Krankenhauses.
Die GRÜNEN in Goch sind für den Beitritt zum Netzwerk der „Deutschen Bio-Städte,
-Gemeinden und –Landkreise“.
Gerade als europäische Grenzstadt fordern wir die Öffnung von grünen Grenzen
zwischen Goch und unseren Nachbargemeinden in den Niederlanden.
Änderungsanträge
- Ä1 (Daniel Billion, Eingereicht)